Ausgrabung Ratzlburg

Ausgrabung Ratzlburg

In Oberrothenbuch (Gemeinde Überackern, Grundeigentümer Stadt Braunau), rund 11 Kilometer vom Stadtzentrum Braunau entfernt, liegt im Weilhartsforst auf einem Sporn über dem Inn die "Ratzlburg". Die Burganlage ist im 12. Jahrhundert entstanden. Bei mehreren Grabungsetappen von 1992 bis 1998 wurde ein achteckiger Wohnturm, das zentrale Gebäude der Burganlage, von Archäologen des OÖ. Landesmuseums freigelegt. Die Stadt Braunau hat diesen Wohnturm im Jahr 1998 konservieren lassen und im Jahr 1999 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 2015 wurde die Anlage unter wissenschaftlicher Betreuung von Mag. Wolfgang Klimesch in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Bauhof saniert.

Neben den interessanten historischen Überresten bietet das Burgareal einen herrlichen Blick über den Inn ins benachbarte Bayern. Radfahrer und Wanderer können an einem achteckigen Tisch (dem Gegenstück zum achteckigen Turm) eine Rast einlegen und sich anschließend bei der Betrachtung der Schautafeln in die Geschichte dieser Ausgrabung vertiefen. Die Zufahrt zur Burganlage (nur mit dem Fahrrad möglich!) ist gut beschildert: Von der Weilhart Landesstraße biegt man an der ersten Abzweigung (von Braunau kommend) im Weilhartsforst rechts und dann unmittelbar wieder links ab. Auf einer Forststraße erreicht man nach ca. 400 Metern die mittelalterliche Burganlage.

Weitere Gebäude im Burgareal wurden bis jetzt noch nicht ergraben. Das Bodenrelief gibt heute noch eine gute Vorstellung von den Ausmaßen dieser Anlage. Dieser Herrschaftssitz wurde bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert verlassen. Da die behauenen Tuffsteine ein begehrtes Baumaterial waren, ist ein Großteil des aufgehenden Mauerwerks dem spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Steinraub zum Opfer gefallen.

Als Burgherrn sind die Rohrer, ein altbayrisches Adelsgeschlecht, zu nennen. Um 1100 teilte sich dieses Haus in zwei Hauptlinien ("Ror" und "Planchenbach"). Schon im Jahr 1277 stiftete Heinrich von Rohr seinen Hof in Rothenbuch dem Kloster Ranshofen, wodurch die Burganlage dem Verfall preisgegeben wurde. Der Herrschaftsschwerpunkt dieses Geschlechts verlagerte sich nun in den Bereich des Traunviertels, wo noch heute der Ortsname Rohr (bei Bad Hall) an diese Herrschaft erinnert. Archäologisch bedeutsam ist diese Stätte dadurch, dass sich hier Reste einer Burganlage des 12. Jahrhunderts ohne Überbauung erhalten haben.