Bei am Radler: Interview mit Vizebürgermeister Wolfgang Grabner-Sittenthaler

In dieser Serie spricht Radfahrbeauftragter Markus Dutzler mit Menschen, die viel in Braunau mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Markus Dutzler: Diesmal darf ich dazu mit unserem Vizebürgermeister Wolfgang Grabner-Sittenthaler reden, der auch einer meiner Vorgänger als Radfahrbeauftragter ist. Wolfgang, warum fährst du in Braunau gerne Rad?
Wolfgang Grabner: Nicht nur in Braunau, sondern generell, weil Radfahren unheimlich effizient ist. Für mich ist generell immer die Verhältnismäßigkeit sehr wichtig, nicht nur beim Radfahren, sondern bei allen Dingen. Außerdem macht Radfahren einfach Spaß und ich sitze nicht gerne im Auto. Aber speziell zu Braunau: Weil hier wirklich alle Ziele schnell und leicht erreichbar sind und ich direkt bis vor die Haustüre fahren kann.

Du bist also zu faul, um zu Fuß zu gehen…
(Lacht) So habe ich das noch nie gesehen, aber vielleicht hast du damit recht. Ganz kurze Wege gehe ich zu Fuß, aber ich greife schon sehr schnell zum Rad. Es ist ja auch recht günstig.

Wie bist du zum Radfahren gekommen?
Ich habe relativ früh Radfahren gelernt und das „Elterntaxi“ hat mir auch nie die Lust daran verderben können, da mein Vater erst mit 42 seinen Führerschein gemacht hat. Wir sind also in meiner Kindheit schlicht und einfach mangels Auto viel mit dem Rad gefahren.

Hattest du schon ein Kinderrad?
Ja. Es hatte eine ganz merkwürdig blaue Farbe und war definitiv zu groß. Wahrscheinlich habe ich es auch deshalb schnell gelernt, man durfte einfach nicht stürzen.

Man sieht dich auf unterschiedlichen Rädern in der Stadt, wie viele sind es denn und welches ist dein Lieblingsrad?
Momentan habe ich drei Fahrräder, zwei davon elektrifiziert. Mein Stadtrad ist seit 2016 ein E-Bike aus der Südoststeiermark, mit leichtem Retro-Look. Das ist mein Lieblingsrad in der Stadt, weil man damit alle Ziele unheimlich schnell erreicht, dabei geht es mir einfach nicht um sportliche Betätigung, sondern um Mobilität und Fahrspaß. Mein zweites Rad ist ein voll gefedertes E-Mountainbike, welches für mich ein reines Spaßgerät ist. Damit bin ich viel unterwegs am Schellenberg und im nördlichen Bezirk Braunau oder nehme es gleich in die Berge mit. Kürzlich war ich damit in Hochstaufen, dort gibt es eine wirklich sehr schöne Runde mit ca. 50 Kilometern. Und dann habe ich noch ein Hardtail-Mountainbike, das aber nur gelegentlich zum Einsatz kommt.  Der Energieeinsatz für das E-Mountainbike ist vernachlässigbar gering und es macht einfach mehr Spaß.

Das E-Bike darf dann also auch mal Autofahren?
Ja, oder auch Bahn. Ich finde es einfach cool, verschiedene Mobilitätsarten miteinander zu verbinden. Ich nehme mein Rad gerne im Zug mit nach Wien und erledige dann dort alle meine Wege mit dem Rad. Oder nach München mit dem Auto, welches dann am Stadtrand stehen bleibt, und ich fahre mit dem Rad weiter.

Also wie die Stadtbewohner oft aufs Land kommen zum Radfahren, fährst du zum Radfahren in den Großstadtdschungel?
Ja, stimmt – so könnte man auch sagen. Aber als schneller und sicherer Radfahrer kann man auch in einer Großstadt sehr gut Radfahren. In Wien war ich ja auch während dem Studium als Fahrradbote tätig und hab dabei das Stadtradeln entdeckt.

Fährst du mit Helm?
Im Alltagsverkehr nicht, bei Touren und beim Mountainbiken immer. Das ist einfach Gewohnheit und ich denke im Alltag nicht daran. Gewohnte Verhaltensmuster zu ändern, ist einfach schwierig, ohne prägendes Erlebnis.

Was bräuchte es in Braunau, damit du noch mehr Alltagswege mit dem Fahrrad fährst?
Ich würde mir vor allem bessere Radabstellanlagen wünschen. Ich fühle mich beim Einkaufen einfach wohler, wenn ich weiß, dass mein Rad sicher abgestellt ist. Auch Überdachungen wären gut, weil ich schon oft beobachtet habe, wie schnell ein Fahrrad Schaden nimmt, wenn es den ganzen Tag Wind und Wetter ausgeliefert ist. Wenn ich weiß, dass ich an meinem Ziel einen guten Abstellplatz habe, fahre ich natürlich dorthin lieber mit dem Rad, auch bei schlechter Witterung. Die Radwege sind für mich persönlich nicht so wichtig, da ich die Stadt und ihre Schleichwege gut kenne und mit dem E-Bike auch recht flott bin. Aber es gibt natürlich eine Reihe kleiner Ärgernisse wie unangenehme Auffahrten, Randsteine, Rampen, Schlaglöcher und Ähnliches – und es ist für den Radverkehr natürlich nicht förderlich, wenn man sich beim Radfahren immer wieder ärgern muss.

Du warst ja Braunaus erster Radfahrbeauftragter – gibt es ein Projekt, bei dem dich ärgert, dass du es nicht fertiggestellt hast?
Die Radabstellanlagen, gerade bei den Supermärkten, dort ist die Ausstattung bis heute noch nicht zufriedenstellend.

Welchen Wunsch hättest du an die "Radfee"?
Dass die Braunauerinnen und Braunauer das Radfahren genauso sexy finden wie die Einwohner*innen Kopenhagens.

Was möchtest du den Radfahrenden in Braunau noch gerne sagen?
Haltet euch bitte an die Regeln des Straßenverkehrs, um das gute Image des Radfahrens zu fördern.

Und was würdest du allen sagen, die (gerade) nicht Radfahren?
Besorgt euch ein gutes Rad und erlebt, wie viel Spaß es macht, damit unterwegs zu sein!

Vizebürgermeister Wolfgang Grabner-Sittenthaler ist passionierter Radfahrer und war Braunaus erster Radfahrbeauftragter.

erschienen in: Braunauer Stadtnachrichten 198, Dezember 2022