Bei am Radler: Interview mit Kurt Roitner

In dieser Serie spricht Radfahrbeauftragter Markus Dutzler mit Menschen, die viel in Braunau mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Markus Dutzler: Mein Gesprächspartner ist diesmal Kurt Roitner, Arzt im (Un-)Ruhestand und geistiger Vater des Motorikparks Braunau. Kurt, könntest du dich kurz vorstellen?
Kurt Roitner: Ich bin mittlerweile 70 Jahre alt und in Mauerkirchen aufgewachsen, aber seit 1983 in Braunau als Allgemeinmediziner tätig.

Wie bist du zum Fahrradfahren gekommen?
Mit 13 Jahren habe ich mir ein Radrennen angeschaut, war total begeistert und habe Weihnachten dann ein Rennrad bekommen. Danach bin ich fünf Jahre lang für die Union Braunau Jugendrennen gefahren. Eines der letzten Rennen war das vorolympische Rennen in München 1971. Meine Radtrainingsrunde war Mauerkirchen-Braunau-Altheim-Mauerkirchen, weil dies damals die einzige Strecke war, die durchgehend asphaltiert war. Auch die Hauptstraße von Braunau nach Harterding (B148) war kein Problem, bei der heutigen Verkehrsbelastung absolut unvorstellbar.

Und wie hast du das Radfahren gelernt?
Mit einem Herrenrad, unter der Stange, irgendwie. Das Schöne war, dass damals eigentlich jeder Jugendliche so ab zehn Jahren einen Umkreis von fünf bis zehn Kilometern für sich mit dem Fahrrad erobert hat, ohne dass sich die Eltern Sorgen machen mussten, dass die vielen Autos vielleicht eine Gefahr darstellen.

Ist Radfahren für dich nur Sport?
Nein, einerseits ist es für mich einfach eine gute Entspannung, dient dem Erhalt der Gesundheit, und man kann die Natur genießen. Andererseits ist es mein präferiertes Fortbewegungsmittel in Braunau. Ich bin 39 Jahre lang täglich mit dem Fahrrad in die Praxis gefahren und habe einen Großteil meiner Visiten per Rad erledigt. Einfach weil es der effizienteste Weg war, um zu meinen Patienten zu kommen. Damit kam ich auf ungefähr 150 Minuten Bewegung pro Woche im mittleren Ausdauerbereich, was meiner Erfahrung nach schon sehr gut ist, um die Gesundheit zu erhalten.

Du hattest also nicht weit in die Arbeit, war das immer so?
Früher habe ich in Mauerkirchen gewohnt und bin zwölf Kilometer zum Krankenhaus Braunau gefahren. Zumindest von März bis Oktober. Damals noch auf der Bundesstraße, was aufgrund des geringeren Verkehrs möglich war.

Warum fährst du gerne Rad in der Stadt Braunau?
Inzwischen bin ich sehr froh über die Radwege, weil sie die Sicherheit gefühlt doch deutlich erhöht haben. Potenzial nach oben gibt es aber immer noch. Gerade über die letzten zehn Jahre wurde viel für das Alltagsradeln gemacht. Ich fahre auch nicht nur wegen des Sports, sondern aus Bequemlichkeit. Mit dem Rad kann ich von Haustür zu Haustür fahren, ohne Parkplatzsuche und Fußweg.

Also wer faul ist, fährt Fahrrad?
Genau.

Welche Räder fährst du aktuell?
Ein KTM-Mountainbike, ein Simplon-Rennrad und seit einem Jahr gelegentlich auch ein E-Bike.

Wie sieht der Sportmediziner den Trend zum E-Bike? Selbst Kinderfahrräder werden ja aktuell elektrifiziert?
Im Wesentlichen positiv. Grundsätzlich sollte man bei jedem Sport leicht außer Atem kommen. Meine Empfehlung ist, sich so intensiv anzustrengen, dass man sich noch gut unterhalten kann. Das geht natürlich auch ohne Motor, aber das E-Bike erhöht die Reichweite und die Lust an der Bewegung. Auch hügeliges Gelände ist damit kein Problem mehr.

Eine Frage an den Arzt: Fährst du mit Helm?
Im sportlichen Bereich immer, auf Strecken von nur wenigen hundert Metern ehrlicherweise nicht immer. Man muss aber wohl dazusagen, dass meine Stammstrecken sehr verkehrsberuhigt sind. Was ich noch zu den E-Bikes ergänzen möchte: Die Gefahr bei E-Bikes besteht eher darin, dass auch ungeübte Radfahrer:innen plötzlich alle Möglichkeiten haben. Es wäre wichtig, dass sich jeder E-Bike-Nutzer ausreichend Zeit nimmt, sich auf dieses Gerät einzustellen und bei Bedarf auch einen Übungskurs zu besuchen. Und bitte Helm tragen.

Was bräuchten wir in Braunau, damit du noch mehr Alltagswege mit dem Rad erledigst?
Für mich sehe ich keine Probleme. Aber der Straßenverkehr sollte bei der Planung öfter aus Sicht eines zehnjährigen Kindes betrachtet und danach geplant werden.

Wenn du einen Wunsch an die „Radfee“ frei hättest, welcher wäre das?
Ich würde mir wünschen, dass der Griff zum Fahrrad erleichtert wird. Wesentlich dafür wäre, dass man auch im Wohnblock sein Rad sicher verwahren kann und trotzdem schneller am Rad sitzt als im Auto. Mein größter Wunsch ist aber derzeit, dass im Motorikpark bald ein kleiner, aber feiner Radspielplatz für Kinder ab drei Jahren entsteht. So kann spielerisch das Radfahren sehr früh erlernt werden. Besonders wünschenswert ist auch ein Pumptrack für die Jugend. Das würde den Spaß am Rad erhöhen und auch ein idealer Treffpunkt für Jugendliche werden.

Was würdest du allen gerne sagen, die (gerade) nicht mit dem Rad fahren?
Radfahren gemütlich ausprobieren und den Zeitgewinn bei den Alltagswegen sehen.

Und was allen Radfahrer:innen?
Auf die Sicherheit achten, nicht leichtsinnig werden und trotzdem Spaß haben.

Kurt Roitner sieht viele Vorteile am Radfahren im Alltag und in der Freizeit.

erschienen in: Braunauer Stadtnachrichten 203, März 2024